Die Orgelfaszination in der Kirche St. Katharinen präsentiert sich mit einem Klang, der über Landes- und Bundesgrenzen getragen wird.

Orgel – Tokatha

Mit drei Standorten in der Kirche und vier Instrumenten ist die Tokatha die vielfältigste und größte Orgelanlage im Osten Deutschlands.

 

Jede der vier Orgeln steht für ein besonderes Klangerlebnis und für berührende Geschichten: Die Hauptorgel mit ihrem Barockprospekt aus dem 18. Jahrhundert und dem wiedergefundenen Spieltisch aus dem Jahr 1936, die neue Orgel auf der Chorempore mit allein schon 26 Registern und dem Solowerk.

 

Die „Tokatha“ begeistert durch ihre faszinierende Technik und berührt die Menschen mit einer einmaligen Klangatmosphäre in der St. Katharinenkirche.

Die Orgelanlage

Das Spielen der Orgel ist an zwei identisch aufgebauten Spieltischen möglich. Zum einen traditionell an der Hauptorgel und neu an einem frei beweglichen Spieltisch unten im Kirchenschiff – ein für Kirchenbesucher bisher ungewohntes Bild. Der Organist stellt sich beim Spielen an dem unteren Spieltisch neuen Herausforderungen. Bisher nicht erlebte, gehörte Klänge kann er hier wahrnehmen – ein spannendes neu zu entdeckendes Spielerlebnis.

 

Die Orgeln können an den Spieltischen einzeln und gemeinsam angespielt werden. Die Kraft der Anlage, die Vielfalt der Register, das Tutti und die verschiedenen Klangebenen ermöglichen dem Organisten französische sowie anglikanische Orgelliteratur authentisch darzustellen. Nahezu Stücke aus jeder Epoche, sind auf der Tokatha zu spielen und zu erleben.

Chronik der Orgelanlage

1600 Die Brandenburger St. Katharinenkirche verfügte schon im 16. Jahrhundert über zwei Orgeln: die Hauptorgel auf der Westempore und einem kleineren Instrument, vermutet wird der Standort über dem Durchgang zur Nordkapelle.

 

1726 erfolgte der Bau der Barockorgel von Joachim Wagner, der Barockprospekt wurde von Johann Georg Glume angefertigt.

 

1899 wurde die Barockorgel bis auf den Barockprospekt entfernt und durch ein romantisch disponiertes Orgelwerk der Firma Sauer (Frankfurt/Oder) ersetzt.

 

1936 wurde die Hauptorgel im neobarocken Sinn durch die Firma Schuke umgebaut.

 

2005 erfolgte der Umbau der Chororgel durch die Firma Dutschke, Salzwedel.

Die Chororgel wurde von Jehmlich Orgelbau aus Dresden gebaut und befand sich ursprünglich in der Paulikapelle. Seit 2005 steht sie in der St. Katharinenkirche. Das Instrument hat 12 Register mit zwei Manualen und Pedal und mechanischer Traktur.

 

2018 – 2020 Restaurierung, Umbau und Erweiterung der Orgelanlage unter Einbeziehung der Chororgel, der Instrumente auf der Westempore und der Nordempore. Die Arbeiten führte die Firma Alexander Schuke Orgelbau (Werder) durch.

 

2020 wurde des große, schwellbare Auxiliarwerk unter der barockorientierten Hauptorgel mit ihrem im Jahr 1726 entstandenen Prospekt fertiggestellt. Daneben erfolgte die Fertigstellung des schwellbaren Solowerks auf der Nordempore. Sie erinnert an die in diesem Bereich einst klingende kleine Orgel. Mit der Installation des mobilen Spieltisches in St. Katharinen wurde das Spielen der gesamten Orgelanlage von verschiedenen Orten innerhalb der Kirche möglich.

Orgelbegriffe

Bestandteile des Spieltisches:

Manuale – Klaviatur für die Hände

Pedal – Klaviatur für die Füße

Registerzüge oder -schalter – zum Ein- oder Ausschalten der Register

 

Register – Klangfarben der Orgel, verschiedenste Kombinationsmöglichkeiten, Pfeifenreihen unterschiedlichster Bauarten bewirken verschiedene Klangfarben.

 

Pfeifentypen:

Labialpfeiffen – Die Klangerzeugung der Lippenpfeifen beruht darauf, dass ein Luftband durch einen schmalen Spalt gegen eine Kante, das Oberlabium geleitet wird.

 

Zungenpfeifen haben in ihrem Inneren eine Zunge, die durch die Windzufuhr zum Schwingen gebracht wird. Je länger die Zunge ist, desto tiefer klingt sie.

Glossar:

Orgelwind – Durch Zufuhr von Luft werden die Pfeifen zum Klingen gebracht.

 

Spieltisch bzw. Spielschrank – ist der Teil der Orgel, von dem aus alle Teilwerke des Instrumentes zentral gesteuert werden.

 

Traktur – Als Traktur bezeichnet man das Übertragungssystem zur Ansteuerung der Pfeifen (mechanisch, pneumatisch oder elektrisch).

 

Schwellwerk – Die Register sind umgeben von einem Holzkasten. Mit technischer Hilfe werden die senkrechten Jalousien angesteuert. Durch das Öffnen und Schließen der Jalousien können unterschiedlichste dynamische Schattierungen erzeugt werden.

 

Prospekt – Als Prospekt bezeichnet man das äußere Erscheinungsbild einer Orgel.

Disposition

I. Manual – Auxiliar

1. Gambe 16′

2. Bordun 16′

3. Holzprincipal 8′

4. Hohlflöte 8′

5. Viola 8′

6. Voix céleste 8′

7. Konzertflöte 8′

8. Gedackt 8′

9. Flauto amabile 8′

10. Unda maris 8′

11. Octave 4′

12. Flûte octaviante 4′

13. Fugara 4′

14. Nasard 2 2/3′

15. Piccolo 2′

16. Terz 1 3/5′

17. Septime 1 1/7′

18. Flautina 1′

19. Cornett

20. Progressiv harmonica II-V

21. Bombarde 16′

22. Trompette harmonique 8′

23. Hautbois 8′

24. Clarinet 8′

25. Voix humaine 8′

26. Clairon 4′

 

Glockenspiel

Tremulant

 

II. Manual – Hauptwerk

27. Principal 16′

28. Principal 8′

29. Rohrflöte 8′

30. Gemshorn 8′

31. Nassat 5 1/3′

32. Oktave 4′

33. Nachthorn 4′

34. Quinte 2 2/3′

35. Oktave 2′

36. Mixtur III

37. Scharff VI

38. Trompete 16′

39. Trompete 8′

III. Manual – Oberwerk

40. Gedackt 8′

41. Quintadena 8′

42. Principal 4′

43. Rohrflöte 4′

44. Nassat 2 2/3′

45. Principal 2′

46. Waldflöte 2′

47. Quinte 1 1/3′

48. Sesquialtera II

49. Scharff IV

50. Rankett 16′

51. Krummhorn 8′

 

Tremulant

 

IV. Manual – Schwellwerk

52. Quintadena 16′

53. Principal 8′

54. Koppelflöte 8′

56. Oktave 4′

57. Pommer 4′

58. Nachthorn 2′

59. Mixtur V

60. Cymbel III

61. Fagott 16′

62. Trichterregal 8′

63.  Schalmei 4′

 

Tremulant

 

Pedal – Hauptorgel

64. Untersatz 32′

65. Contrabaß 32′

66. Principal 16′

67. Subbaß 16′

68. Oktave 8′

69. Baßflöte 8′

70. Oktave 4′

71. Bauernflöte 2′

72. Mixtur VIII

73. Contrafagott 32′

74. Posaune 16′

75. Trompete 8′

76. Clairon 4′

V. Manual – Chororgel (I)

77. Principal 8′

78. Holzflöte 8′

79. Blockflöte 4′

80. Oktave 2′

81. Mixtur IV

 

V. Manual – Chororgel (II)

82. Gedackt 8′

83. Prinzipal 4′

84. Quinte 2 2/3′

85. Trompete 8′

 

Tremulant

 

Pedal – Chororgel (P)

86. Prinzipalbass 16′

87. Subbass 16′

88. Prinzipalbass 8′

89. Gedacktbass 8′

90. Fagott 16′

 

Solowerk

91. Stentorphone 8′

92. Flûte harmonique 8′

93. Cornett 16′  V

94. Cornett 8 ‘ V

95. Seraphon 8′

96. Tuba mirabilis 8′

Klang. Raum. Kirche.
Ein Geschenk der Kirche an die Akustik.

Eine Orgelanlage dieser Größenordnung benötigt Raum. Neben den 96 Registern ist dieser entscheidend für den Klang in Sankt Katharinen. Die Kirche ist ein Wunder des Raumes und ein Geschenk der Akustik. Neben der Architektur spielt die Ausstattung der Kirche eine entscheidende Rolle. Ohne die Emporen, die Bänke und die Menschen wären die Hallzeiten unendlich lang und wenig melodisch. Je nach Anforderung des Musikstückes sind die zu erzeugenden Klangresonanzen in der Kirche durch den Organisten steuerbar. Hierbei geht es um leise, klare, laute und dumpfe Töne, um das Hören der einzelnen Orgeln oder um das Überlagern oder Verdecken der Orgeltöne, sodass nicht mehr hörbar ist, woher der Klang kommt. Gewaltige, gefühlvolle, sensible Töne sind erlebbar und spürbar. Die Menschen werden umhüllt vom Klang der Tokatha. Das Spiel und die Umsetzung der Stücke obliegen dem Organisten. Er bringt die Orgelanlage mit seinem Können, seinem Gefühl und seiner Intuition zum Klingen.